Fußballfieber

Die großartige Angelika Schrobsdorff über Neonazis und die letzte WM

Ich halte die Neonazis für eine unglückselige Gattung dummer Kerle, die mit Gewalt in die Medien wollen. Ich hoffe, nicht mit ihnen in Berührung zu kommen. Bedroht habe ich mich nur einmal gefühlt, nach dem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Ich saß mit einer Freundin auf dem Kudamm im Autostau fest, umringt von kreischenden, fahnenschwenkenden Horden. Doch das waren keine Neonazis, sondern biedere, deutsche Bürger, die ihr aufgestautes Selbstvertrauen wiedergefunden hatten.

Es geht ja bald wieder los (bah) mit dem Fußballgezeter und da es schon wieder hier in der Nähe stattfindet, wird es wohl ähnlich penetrant wie vor zwei Jahren sein. Sie verkaufen schon wieder diese furchtbaren Fahnen überall, sie stecken als Beilage in gottverdammten Cornflakespackungen als ich heute einkaufen war, mußte ich durch ein Spalier von Deutschlandfahnen, die der brave Filialleiter an alle Regale geklebt hatte. Bah. Kann ich über Sommer nicht wegziehen?