Listen to me read?

So 1) I’m still available for readings (contact me?), but also, and more importantly,  2) there’s a recording of me reading some of my poems, both published (in my book) and unpublished ones, here. Click, listen and enjoy (or not). If you’re  still interested in my book, click here for a peek at some poems. Here is a review (pdf) of the collection by Wolfgang Ratz. Here is the publisher’s page where you can order the book, if you want.  Or email the publisher directly at order@edition-mantel.ch. Order it for a Uni library if you can do that. That last point is in bold because it’s really important to me. I have one last copy that I have not given away and I can mail it to you for that purpose. If you like the poems and want to review them I can email you an electronic copy? I will say, however, that the work Inés Mantel and Jessica Mantel did in designing and printing this book is unbelievable. As a book, it’s so gorgeous that I’m almost embarrassed that all that’s printed within is my poetry,

Have a lovely sunday.

Why ‘Shigekuni’?

This blog is named after a character in Mishima’s tetralogy. Here is a brief excerpt from a wonderful essay by the awesome William T. Vollmann on that character and Mishima

The reincarnated person can always be identified by a certain birthmark, and the identification gets accomplished by the other protagonist, whose name is Shigekuni Honda and who is a judge—perfect profession for a soul whose task it is to decide what might or might not be true and what existence means. […] Honda never succeeds in preventing anybody’s death agonies. Scrupulous, empathetic, intelligent, aching to understand, and ultimately impotent, Honda might as well be—a novelist. […]

[…] Mishima was ultimately more like Honda […], which is not a terrible thing: while he may be sterile, in the sense that he will not bring about any “great event,” his empathy will endure. Honda’s seeking, his sincerity, his fidelity to that not necessarily well-founded belief in the reincarnations, these are the strands of perception, conceptualization, and devotion which sustain the patterns of reccurrence into something permanent and precious.

The tetralogy’s end […] offers the prospect of something different, something not only as erotic as suicide, but perhaps more elusive, something worthwhile enough to warrant not killing oneself while one tries to uncover it. Very possibly, if The Temple of Dawn is any indication, this something could have been religion or philosophy. I wonder how feverishly Mishima hunted for it in his wood-clad study with its bookshelved walls. He didn’t find it, and that is why every year on November 25, the white-clad Shinto priests lay down prayer streamers on the altar, which resembles a tabletop model of round-towered castles, and the blood-red disc of the Hinomaru flag hangs above them in the darkness beside Mishima’s portrait.

Vom Lesen

Ich esse Bücher. Wenn Bücher die Missionare der Vernunft und Kreativität sind (Ich gebe zu, “Missionare” und “Vernunft” in ein und demselben Satz beißt sich), dann bin ich der kraushaarige Wilde, der sie auffrisst. Ich verschlinge sie hastig, gierig, während der reichen Mahlzeit die Augen bereits nach dem nächsten auswerfend.

Ich lese viel und mit einer Gier, die dem hehren Medium “Buch”, das eigentlich eine entschleunigende Funktion in der modernen Gesellschaft erfüllen könnte, im Grunde schlecht bekommt. Ich lese mehrere Bücher parallel und trotzdem fällt mein Auge ab und zu auf ein ausgelesenes Buch im Regal und prompt falle ich auch über dieses her. Neue Bücher sind ohnehin sofort dran. Das führt zu der Situation, daß ich, trotz hohen Lesepensums, zu wenigstens einem viertel angelesene Bücher in den Regalen habe. Ich habe keinerlei ungelesene Bücher, aber mehrere dutzend angelesene. Im Moment versuche ich mich zwar von Neukäufen abzuhalten und endlich ein paar Bücher zu Ende zu lesen, aber das ist nicht gerade leicht, meine Freunde.

Ich verschandele Bücher. Gier ist ein schlechter Begleiter behutsamen Lesens. Ich bin zwar bibliophil bis (fast) zum Fetisch, meine Bücher haben kaum äußere Schäden, Knicke zum beispiel, dafür sind sie aber im Inneren gezeichnet durch dutzende Eselsohren. Eine Zeitlang wollte ich dem Beispiel einer guten Bekannten folgen und Zitate herausschreiben und archivieren, aber das dafür notwendige Innehalten im Lesen ist mir unerträglich. Also pflüge ich weiter durch die Bücher wie der ausgehungerte Wilde der ich bin.

Ich fresse Bücher und mit der Zeit entwickelt man einen feinen Gaumen, aber, seien wir ehrlich: ein echter Leser ist immer auch ein Schwein. Er frißt alles. Das heißt nicht, daß er unterschiedslos schlechte und gute Bücher liest, aber durchaus, daß er durcheinander hohe Literatur und das, was sich manchmal abwertend “Trivialliteratur” bezeichnen lassen muß, völlig zu Unrecht, und was ich Genreliteratur nenne. Sicher, auch dieser Begriff, will er hilfreich sein, impliziert eine Abwertung, aber besser wird es nicht. Ich lese nicht nur Kriminalromane, das wohl literarischste Genre, das auch elitäre Handkegenießer (Ich finde Handke fantastisch, aber darum geht es ja nicht) guten Gewissens lesen. Ich verschlinge Berge an Fantasy, historischen Romanen, Science Fiction, Horror. In den letzten Jahren zwar weniger als noch vor 5 Jahren, aber immer noch habe ich im aktuellen Lesestapel mindestens ein Genrebuch (in diesem Augenblick ist es Laura Lippman’s toller Roman “What the Dead know”). Ich finde, daß ‘trivial’ der falsche Begriff dafür ist. Sicher gibt es schlechte Bücher in der Genreliteratur, aber die gibt es auch in sogenannter Hochliteratur. Die wilde Freude am Fabulieren, die herausgeschrieene Lust am Erzählen und Erfinden ist in der Genreliteratur oft frischer und lebendiger, als in der zuweilen etwas müde wirkenden Hochkultur. Jedes Buch, und zwar jedes, kann einem denkenden Menschen, und daß das Denken beim Lesen wichtig ist, daß passives Lesen eine Verschwendung an Zeit und Buch ist, ist ohnehin klar, den Horizont erweitern. Trivial ist nur ein passiv aufgenommenes Buch, und das kann Beckett ebenso wie Stephen King sein.

Ich bin ein allesfressender Vielfraß, aber das ist nicht schlimm. Schlimm ist, daß meine Augen größer sind als mein Magen. So viele saftige Bücher und eine vergleichsweise winzige Menge an Zeit, um sie sich einzuverleiben. Heute habe ich mir die große neue P&V Übersetzung von Krieg und Frieden bestellt und zwei Biographien von Ackroyd, sowie die Tagebücher von Schlesinger, ohne eine Idee davon, wann ich diese 4000+ Seiten lesen will. Je mehr man liest, umso mehr wird einem bewußt, daß es noch unzählbare Mengen an Büchern gibt, die man noch nicht gelesen hat.

Und es kommt einem auch ein bißchen die eigene Meinung abhanden, die ich nur noch rhetorisch formulieren kann, fast alles was ich schreibe, ist dem Vorredner geschuldet, als Reaktion, denn je mehr man liest, umso schneller fällt einem auf, daß alles immer komplizierter ist, als man auf die Schnelle erklären kann. Auf jedes kurze Statement, so gut es auch ist, muß man eigentlich immer antworten: ‘ja, aber…’. Insofern ist eine eigene Meinung, die keine Reaktion ist, immer eine ungeheure Unverfrorenheit, eine wilde Ungeheuerlichkeit, an der man sich nicht versucht, weil sie einen bei den anderen Dampfplauderern immer ärgert und ist doch schon immer ein Dampfplauderer. Also liest man weiter, ohne all das Gelesene angemessen schöpferisch zu verarbeiten, um es ablegen zu können, man liest weiter und frißt sich immer mehr Material an und keine Diät der Welt hilft dem gierigen Leser da weiter.

Und dann sitzt man da, aufgebläht mit Büchern, Worten, Wissen, Figuren und hundertfachem Leben, und weiß doch nur, daß es immer und immer weiter geht, weiter, hinaus in die welt und in die Bücher, ich, die gefräßige Lesesau, der aufgedunsene Wilde mit dem Kraushaar und dem Herz voll Buchstaben.

Sanctuary

This resonates with me, those who know me may know how deeply. William Styron on his love of books

“I read everything I could lay my hands on,” he remembers, some 50 years later. “Even today I can recall the slightly blind and bloodshot perception I had of the vaulted Gothic reading room, overheated, the smell of glue and sweat and stale documents, winter coughs, whispers, the clock ticking toward midnight as I raised my eyes over the edge of ‘Crime and Punishment.’ The library became my hangout, my private club, my sanctuary, the place of my salvation; during the many months I was at Duke, I felt that when I was reading in the library I was sheltered from the world and from the evil winds of the future; no harm could come to me there.”

Ahaaah, Religion!

Ich habe ja nichts gegen religiöse Menschen und ich entwickle gerade eine gewisse, sagen wir Religionsfreundlichkeit, aber wenn dann jemand, der konstant recht blöde an Sachverhalt & Vernunft vorbeiredet, erklärt, er sei religiös, glaube “an G’tt” (Zitat), dann sage ich still immer noch “Ahaaah, dehalb…”, wie es mir heute gegen halb 4 passiert ist, obwohl es eigentlich nicht fair ist. Nicht religiösen Menschen gegenüber (und ich kenne mehr intelligente Religiöse als intelligente Atheisten) und nicht blöden Menschen gegenüber. Hm.

Marsmenschlein

RTL hat eine zweite Staffel von “Teenager außer Kontrolle” produziert.

Sie saufen, sie kiffen, sie klauen und machen auch sonst alles, was der liebe Gott verboten hat. Jetzt gibt es für diese vier Teenager nur noch einen Ausweg um von der schiefen Bahn runter zu kommen… […]
Sie klauen, trinken, nehmen Drogen, sind aggressiv –kurz: sie sind außer Kontrolle und ihre Eltern wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Acht verhaltensauffällige, schwer erziehbare Jugendliche werden auf Wunsch ihrer Eltern einer ungewöhnlichen Therapie in der freien Natur unterzogen. Im US-Bundesstaat Oregon, weit weg von Zuhause, weit weg von der Zivilisation, weit weg von all den gewohnten negativen Einflüssen bekommen die Teenager eine Chance auf eine neue Zukunft. Im Wildnis-Therapieprogramm der Organisation Catherine Freer unter der Leitung von Cheftherapeutin Annegret Noble unterziehen sich die Jugendlichen einer erlebnispädagogischen Verhaltenstherapie in der freien Natur. Dabei sollen sie alte Verhaltensmuster ablegen, ein neues Selbstwertgefühl und eine positive Lebensperspektive gewinnen.

Bizarr, wie manche Eltern ihren Kindern gegenüberstehen als ob es vom Himmel gefallene Fremde wären. Fremde Verbrecher. Verbrecher vom Mars. Und die Eltern haben damit nichts zu tun. Warum auch. Das bezieht sich nicht speziell auf die RTLinszenierten Familien. Das gibt es ja in meiner Umgebung genau so auch. Als ich mal für eine Recherche über Jugendgefängnisse mit Eltern sprach, kamen genau die selben Reaktionen. In dem netten Film mit John Cusack, der mit dieser Einstellung spielt, ist das Kind wenigstens tatsächlich ein einigermaßen Fremdes und das Marsmenschsein verliert sich mit dem Übernehmen von Verantwortung. Was ist los mit diesen Eltern?

On Literary Critical Method

Just a very short note, while digging through some strange litcrit on James Merrill. One particularly annoying writer’s Richard Sáez, who digs deep into the psychoanalytic garbage pail in his analysis. I am ignoring these parts, but with Merrill this shit keeps coming up. I’ll keep it out of my thesis, if I can avoid it. But how to justify it? Of course, there’s the scientificity of Literary Criticism, which is never far from my mind while thinking about methods. Yet Sáez is remarkably precise, remarkably on point.

The things he writes for instance in his essay “JM’s Oedipal Fire”, written before the magisterial Sandover was published “gets” it unlike so many critics which have read it. He’s very, very effective. His methods, however, are bad. Text, writer, symbols, biography, it’s all jumbled up. Bad, bad writing. But it works. So why not use it? I tend to liken my resistance to the resistance that sane people should develop to “effective” but racist police profiling. Which does indeed work in many cases.

It’s about the cases where it doesn’t work, but is still applied. So much of psychological method is based on banal truisms of how ‘people’ work. It’s bound to work sometimes. Plus, I think that Sáez has a knack for his line of work. His instincts work, that’s why the method works in his case. That does not redeem the ugly method.

I know you don’t care. I just needed to explain to myself why I am not using something that provided Sáez with such prodigious results. This is what I came up with.