"Outrages à l’hymne national"

Wacky outrage in France. And note that it’s not necessarily the non-Frenchies doing the booing. Dude, here’s something German football fans should try. Boo the national hymn. I’ll come to that game.

Le gouvernement a affiché, mercredi 15 octobre, sa volonté de mettre à l’avenir immédiatement fin à un match en cas de sifflets contre la Marseillaise, au lendemain d’incidents avant France-Tunisie qui ont déclenché une tempête politique. Une telle mesure pourrait cependant être difficile à appliquer, ont averti des responsables du football mondial. “Il faut bien voir les modalités pratiques, avec 80 000 personnes à évacuer, ça peut poser problème”, a estimé William Gaillard del’UEFA.

Le président de la République, qui a jugé “scandaleux” que l’hymne national ait été copieusement sifflé mardi soir au Stade de France, a convoqué à l’Elysée mercredi matin le président de la Fédération française de football (FFF) Jean-Pierre Escalettes. Après cette réunion, la ministre des Sports, Roselyne Bachelot, a indiqué que tout match avant lequel la Marseillaise serait sifflée serait “immédiatement arrêté”, les ministres présents devant quitter le stade.

(…) Et le parquet de Bobigny a annoncé dans la soirée avoir ouvert une enquête préliminaire pour “outrages à l’hymne national”. L’enquête est confiée à la Brigade de répression de la délinquance contre la personne, dépendant de la préfecture de police de Paris. (…)

S’indignant de sifflets “irresponsables”, l’ambassadeur de Tunisie à Paris a (…) rappelé que les sifflets peuvent aussi être franco-français. En mai 2002, Jacques Chirac avait ainsi quitté momentanément le Stade de France, la Marseillaise ayant été sifflée notamment par des Bastiais, avant la finale de la Coupe de France Lorient-Bastia.

Fußballförderung

Pamuk im Gespräch mit dem Spiegel

Portugals Diktator Salazar hat sein Land damals auch mit Hilfe des Fußballs regiert. Für ihn war das Spiel Opium fürs Volk, um es ruhigzustellen. Ich würde mich freuen, wenn es bei uns so wäre. Aber hier ist Fußball kein Opium, sondern eine Maschine zur Produktion von Nationalismus, Fremdenhass und autoritärem Denken. Ich glaube auch, dass nicht Siege, sondern Niederlagen den Nationalismus fördern.

Da erinnere ich mich aber anders

Reinhard Mohr schreibt bei spon:

Erinnern Sie sich in diesen sonnigen Tagen noch an die WM 2006, an den Traumsommer mit dem eigentümlich neuen Deutschlandgefühl – fröhlich, ein bisschen stolz, aber ohne falsches Pathos und dumpfe Aufdringlichkeit? Wenn damals im Feuilleton von einem “neuen Patriotismus” die Rede war, dann ging es nicht um einen nationalen Fahnenappell, sondern um die Neuentdeckung des eigenen Landes: Ach so, wir können auch anders. Schwarzrotgold goes Leichtigkeit des Seins.

Wat? Ohne Aufdringlichkeit? Ohne falsches Pathos? Dafür aber mit doll viel echtem Pathos, was….besser ist? Genau. Die Deutschen müssen sich selbst wiederentdecken, das heißt für Mohr: sie müssen rausfinden, daß sie ganz doll gute Typen sind. Das kann man dann auch gut finden. Tja. “Wir” können auch anders. Echt? Na, nu.

Fußballfieber

Die großartige Angelika Schrobsdorff über Neonazis und die letzte WM

Ich halte die Neonazis für eine unglückselige Gattung dummer Kerle, die mit Gewalt in die Medien wollen. Ich hoffe, nicht mit ihnen in Berührung zu kommen. Bedroht habe ich mich nur einmal gefühlt, nach dem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Ich saß mit einer Freundin auf dem Kudamm im Autostau fest, umringt von kreischenden, fahnenschwenkenden Horden. Doch das waren keine Neonazis, sondern biedere, deutsche Bürger, die ihr aufgestautes Selbstvertrauen wiedergefunden hatten.

Es geht ja bald wieder los (bah) mit dem Fußballgezeter und da es schon wieder hier in der Nähe stattfindet, wird es wohl ähnlich penetrant wie vor zwei Jahren sein. Sie verkaufen schon wieder diese furchtbaren Fahnen überall, sie stecken als Beilage in gottverdammten Cornflakespackungen als ich heute einkaufen war, mußte ich durch ein Spalier von Deutschlandfahnen, die der brave Filialleiter an alle Regale geklebt hatte. Bah. Kann ich über Sommer nicht wegziehen?

Ausgegraben aus der Zeit des ‘Sommermärchens’

In den immer lesenswerten posts in classless kullas “Trampen”-Kategorie stieß ich soeben auf einen etwas älteren Beitrag aus dem Sommer 2006:

Jedenfalls war es schon nachmittag, als ich von einem schon etwas älteren Australier und seinem Teenie-Sohn in ihrem langsamen Wohnwagen zumindest bis zur letzten Mautstelle vor Calais mitgenommen wurde. Sie waren zur WM in Deutschland gewesen und befanden sich nach dem unglücklichen Ausscheiden des australischen Teams gegen Italien auf der Rückreise via England. Allerdings wollten sie erst am nächsten Tag mit der Schnellfähre von Boulogne fahren und bis dahin noch die WM im Fernsehen verfolgen.

Der Vater erzählte, daß er noch als kleiner Junge in England in seiner jüdischen Familie aufgewachsen sei, die jedoch während des ‘Blitz’ nach Australien auswanderte. Erzeigte sich besorgt über das, was er in Deutschland an Nationalismus und Geschichtsverdrehung mitbekommen hatte. Offenbar hatte er die Diskussion nicht gescheut und damit auch das ganze Programm mitbekommen: es müsse ja mal Schluß sein, die Juden würden immer noch das große Geld machen und die Medien kontrollieren, die Deutschen würden sich endlich nichts mehr sagen lassen und durch die WM ja nun auch wieder populär genug sein dafür.

Er schilderte seine Ambivalenz bei der Reiseplanung in Deutschland, da er einerseits eine KZ-Gedenkstätte besuchen wollte, sich andererseits aber vor der Konfrontation fürchtete. Er warf die Frage auf, ob die beständige Erinnerung an den Holocaust nicht wirklich zu heftig sein könnte. Ich sagte, daß ich verstehen könnte, wenn er nicht mehr daran erinnert werden mag, daß das aber offenbar auch auf anderen Wegen geschieht. Die Antisemiten sollten jedoch nicht in dem Glauben gelassen werden, ihre Taten seien vergessen. Nicht umsonst streiten sie genau dafür. Das Gespräch endete vorzeitig, als ich an der peage abgesetzt wurde.