New record out (update)

Classless Kulla has a new record out. Lyrics and concepts by Classless Kulla and music by istari Lasterfahrer. I have their last record, and the music alone is worth the buy. You can buy it directly here. The shop also allows you to listen to it. Click here. Trust me. Below’s a snipped, below that is the awesome cover, designed by Oona Leganovic.

classless Kulla & istari Lasterfahrer “Wir hatten doch noch was vor” Snippet by classless

Schwörung, Entschwörung & Video

Ich habe vermehrt auf Daniel Kulla, seinen Blog und seine Bücher hingewiesen. Ein paar Jahre alt ist mittlerweile sein sehr lesenwertes, empfehlenswerter Essay Entschwörungstheorie. philipsteffan alias Philip Steffan hat nun einen der Vorträge zur Entschwörungstheorie mit dem Kulla Deutschland bereist. Enjoy! & then go buy the book.

(via)

Leery: Kulla on Neuro-Evolution

Here is a recent talk that Daniel Kulla (who makes music and blogs as classless Kulla) gave on Neuro-Evolution and Timothy Leary. It’s well worth your while. This is a six-part playlist on youtube of someone filming the talk at this year’s “The Future @ c-base” event, a day of talks hosted by c-base, and which is taking place during the annual Chaos Computer Club conference (which is actually called “The 26th Chaos Communication Congress (26C3)“. Wowser). Anyway. Here is the first video of the full talk. To access the rest, either click here or on one of youtube suggestions when the video is finished. Enjoy:

(via)

Damals war es Friedrich

Seit ich in letzter Zeit häufiger mal mit britischen Antisemiten zu tun habe, die mir durchaus auch mal mit Zitaten von Jörg Friedrich zu Leibe rücken wollen, hatte ich irgendwie immer vor, mal etwas zum Thema zu posten, aber hab heute via classless‘ blog (der 5-jähriges feiert. Hier eine, hm, Rede des verehrten Herrn Kulla) diesen ordentlichen Artikel von useless gefunden der unter anderem dieses schreibt:

Der Gedanke hinter dem „moral bombing“ war die Absicht, den Durchhaltewillen der Deutschen zu schwächen und somit eher eine Kapitulation herbeizuführen und auf diesem Weg den Tod weiterer Soldaten zu vermeiden.

Das die Deutschen sich dadurch weder vom Massenmord an Roma, Juden, Polen und Russen noch vom militärischen Kampf gegen die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition abbringen liessen, konnte damals niemand ahnen. Es zeigte aber andererseits, das man mit der Zivilbevölkerung als entscheidende Stütze des NS-Regimes genau an der richtigen Adresse war.

Triumphgeheul der Kreuzritter

Classless Kulla hat mit seiner dreiteiligen Dawkinskritik (eins, zwei, drei) natürlich recht, Dawkins, einer der Football Hooligans of Rational Discourse, ist aber auch ein einfaches Ziel.

Das hier ist dann übrigens die andere Seite: in der “Welt” lacht Matthias Heine hämisch über “die Linke”, die sich über den Volxentscheid am Sonntag ärgert, der sich gegen die “Religion des linken Atheismus” richtet. Heines Argumentation ist genauso kaputt wie seine bizarre ideologische Zuordnung.

Cut up and Tabulate!

David Nygren twittered an idea, “about writing a novel in an Excel spreadsheet.”, experimented a bit and invented, with help from Nick Name, the Novexcel. Here’s how that looks:

Instead of writing a complete novel in excel form, he wrote a story first:

The first worksheet of the Excel file has the “raw data,” the story itself (8 columns x 30 rows). The easiest way to read it is to click on the first cell and then use the arrow keys to move to the next cell you want to read. The second sheet has a line graph that gives graphical representation to the “Character Intensity of Thought Units” (CIT Units) for each “Action Segment” in the story.

The raw data is formatted to print nicely, if that’s your thing. However, I encourage everyone to read the story in its electronic format. I’ve turned on “Track Changes,” thereby cordially inviting you to collaborate with me on this short storyspreadsheet. Make any changes you feel are appropriate, and then send your version of the short storyspreadsheet back to me at david [at] theurbanelitist [dot] com. I’ll be able to highlight any changes you made.

I keep reading texts and essays by people advocating cutups, but this is a first (for me). The possibilities of this are endless. via

Kulla Kämpft

Classless Kulla gibt sich kämpferisch und frustriert:

Ich will den Kapitalismus überwinden wegen der Dinge, die er den Menschen antut bzw. wegen der Dinge, die sich Menschen im Kapitalismus antun; aber in letzter Instanz will ich den Kapitalismus schon allein wegen der Dinge überwinden, die er mir antut. Und weil ich es hasse, mich angesichts des allgemeinen Elends mit diesem beschissenen Zustand auch noch privilegiert fühlen zu müssen.

Billige Härte

Rekrutierungen:

Die in Nürnberg sitzende Bundesagentur für Arbeit (BA) hat in Berlin Anfang des Jahres 2009 mehreren Dutzend Hartz-IV-EmpfängerInnen mit Leistungskürzungen gedroht, sollten diese nicht dazu bereit sein, sich beim Inlandsgeheimdienst als „Observationskräfte“ und „Truppführer für den mobilen Einsatz“ zur Verfügung zu stellen. Einziges „Anforderungsprofil“ für die neuen Schlapphüte sei „ein Interesse an politischen Zusammenhängen“, „körperliche Fitness“, „die Bereitschaft zur Unterziehung einer Sicherheitsprüfung“ und „eine flexible Arbeitszeitgestaltung“.

(via classless)

Stand der Dinge

classless Kulla macht sich Luft

Der Verschwörungsdiskurs funktioniert eben kaum wie bei Wilson, nichtmals so outright kaputt wie bei Alex Jones wird es noch, nein, solche wie Wojna und Bröckers ergießen ihr humorloses Unverständnis ins Netz, und auf zahllosen sich linksradikal gerierenden MySpace-Profilen werden ähnlich originelle “Fragen” zu 9/11 und “Beweisvideos” verlinkt. Hacker, von denen ich mir bis vor kurzem einreden konnte, sie würden diskordisches Gedankengut wiederbeleben, kämpfen dafür, daß ihr geliebtes Europa nicht wie Amerika wird und scheinen mittlerweile in einer ähnlichen “Vermittlungs”-Falle zu sitzen wie Linksradikale – sich als Avantgarde verstehen, der aber keiner nachfolgt. Kommunisten sind hauptsächlich damit beschäftigt, sich gegenseitig ritualisiert anzukacken. Die GSPler werfen allen anderen vor, sie würden sich nicht die ganze Zeit dem “einzigen Zweck” widmen, halten Antifa für Ablenkung und glauben an die Wunderwirkung des Arguments, für dessen Richtigkeit sie demnächst wohl Meßgeräte entwicklen werden. Dann gibt es Stalinos wie “Produktionsverhältnisse” oder den Nervensack Lyzi, der sich über “Zensur” beschwert und sich in seinen Nebensätzen verläuft. Ansonsten überwiegt eine Mischung aus 68er-Revivalists und dem, was Wertmüller so schön “Volkskommunisten” nennt. Speaking of Wertmüller, der hat auch schon lange aufgehört, Zankäpfel zu rollen, sondern wirft jetzt eher mit faulem Obst nach Gremliza. Der wiederum entschuldigt sich einem Leserbrief gegenüber, eine Anzeige abgedruckt zu haben, in der eine Neufassung von Biebersteins Standardwerk zur “Verschwörungsthese” beworben wurde, weil Bieberstein Stichwortgeber für Homann und daher alles Bieberstein schlecht. And so on: war der Staat oder die Warenform zuerst da? And so forth: gibt es Unterschiede zwischen bürgerlichen Staaten? And so on: “Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus” ist eine antikommunistische Parole. And so forth: Die Beschäftigung mit xy leistet doch soundso Vorschub oder lenkt von demunddem ab. And so on, and so forth.

Paging Kulla! Paging Kulla!

Eine Runde Entschwörung bitte. Eine der durchgeknalltesten Verschwörungstheorien von denen ich in letzter Zeit gehört habe, die sich insofern von vielen klassischen Theorien unterscheidet, daß sie, jedenfalls in dieser Darstellung, als positive Chance zur Systemveränderung von oben gesehen wird. Wozu diese miese fiese Krise doch so alles gut ist. Hier ist der link zu der Kompletterklärung, und hier ein Ausschnitt:

Wegen der enorm durchgreifenden Änderungen, welche die Richtersprüche erfordern, wurde eine extrem strikte Schweigeverpflichtung über jeden verhängt, der direkt damit zu tun hatte, und die Aufzeichnungen des Gerichtsfalles sind versiegelt, bis nachdem die Reformen zustande gebracht sind. Um die Geheimhaltung aufrecht zu erhalten, wurden die Falldetails für die Prozesslistennummer, die an den Farmers Union-Fall ausgegeben worden war, verändert, so dass eine Suche nach diesem Fall fehlschlagen und nicht die korrekte Information ergeben würde, bis nachdem die Reformen publik gemacht sind. Bei jedem Schritt des Vorganges ist jeder, der direkt damit zu tun hat, verpflichtet worden, eine Zustimmungs-Erklärung zu unterzeichnen, die Vorgehensweise des obersten US-Gerichtshofes für die Durchführung der erforderten Reformen “geheim” zu halten, oder Anklagen wegen Hochverrat zu konfrontieren, worauf in Amerika die Todesstrafe steht. Um die geforderten Reformen praktisch einzuführen, verbrachten die fünf Richter Jahre damit, Zustimmungserklärungen darüber auszuhandeln, wie die Reformen stattzufinden haben, mit der US-Regierung, mit den Eigentümern der Federal Reserve-Bank, mit dem internationalen Währungsfond, mit der Weltbank, und mit zahlreichen anderen Ländern, einschließlich Großbritannien und Ländern der Eurozone. Die Reformen der US-Banken erfordern, dass das Federal Reserve-Bankensystem in das US-Finanzministerium integriert wird, und dass die betrügerischen Aktivitäten dieser Bank gestoppt werden, ebenso wie Entschädigungen an US-Bürger für vergangene Schädigungen durch Regierung und Banken. Die US-Banken-Reformen werden sich auf die gesamte Welt auswirken, und deshalb mussten der IWF, die Weltbank und andere Länder mit einbezogen werden.

Da die Vorgehensweise für die praktische Durchführung der Reformen nicht erfolgreich war, autorisierten die Richter, die Reformationen in die Form eines Gesetzes zu bringen, mit dem Namen National-ökonomische Sicherungs- und Reform-Akte (NESARA), welches geheim am 9. März 2000 unter der Clinton-Regierung verabschiedet wurde. Die Geheimhaltung wurde wieder durch die Abänderung der offiziellen Aufzeichnungen aufrecht erhalten; Details der Gesetzesentwurfs-Nummer für NESARA wurden abgeändert, um Erinnerungs-Merkmale abzuwehren, und sie wurden in jüngerer Zeit nochmals abgeändert. Die Mitglieder des Kongresses sind durch die obersten US-Gerichtshof-Richter angewiesen worden, die Existenz von NESARA “abzustreiten”. Deshalb tun alle Mitglieder des Kongresses so, als ob NESARA nicht verabschiedet sei, um die Schweigeverpflichtung der Richter zu befolgen.

Marxissimus

Bei Kulla eine knappe aber konzise Kritik an einem Angriff des Gegenstandpunkts auf die Marxismusbücher von Michael Heinrich. Dabei folgt der Angriff einem bekannten und alten Denkmuster (das ich persönlich ‘Lukacs-Marxismus’ nenne, obwohl das unfair dem großen Herrn Lukacs gegenüber ist), das Kulla korrekt aufdeckt:

Hier scheint nun Heinrichs Argument falsch zu sein wegen des unerwünschten Schlusses, bei dem er “landet”. Auch im folgenden wird Heinrich dafür kritisiert, daß er “ganz auf der Ebene der moralischen Schuldfrage” bleibt und sie verneint; daß ihm “offenbar nichts wichtiger” sei, “als die ökonomisch Mächtigen aus der Schusslinie zu nehmen”; ja, daß er “die Kapitalisten” “entlastet”. Dabei haben wir es hier weitgehend mit Unterstellungen zu tun.

Heinrich weist lediglich immer wieder darauf hin, daß das Handeln der “ökonomisch Mächtigen” nicht schlimmer ist als das, was alle anderen tun, sofern sie das Funktionieren des kapitalistischen Systems aufrechterhalten. […]

Und was ist mit den Arbeitern? Die gelten dem GSP vor allem als “Opfer der Produktionsweise”. Von ihrem eigenen Interesse als Lohnarbeitskraftbehälter und Warenbesitzer – keine Rede. Von ihrer immer wieder demonstrierten Bereitschaft, die herrschende Ordnung zu verteidigen, ja noch zu verschärfen – kein Wort.

Bemerkenswert – und lesenwert (wenn auch schwerlich informativ) auch die auf die auf den Post folgende, außerordentlich knochenköpfige Diskussion.

Trampertips mit Kulla

Heute: Seitenwechsel

Tags wie nachts rauscht die Autobahn, mitgenommen wird man weitergetragen wie von einem Fluß, der aber auch in die Gegenrichtung fließt. Wichtig sind nur die Punkte, an denen ein Seitenwechsel möglich ist. Prinzipiell geht das an jeder Auffahrt, viele Auffahrten sind aber sehr tageszeitabhängig oder insgesamt untrampbare Verkehrsgärten. (Ja, es ginge auch, indem man direkt über die Autobahn läuft – kann ich aber nur in Notlagen empfehlen. Das Risiko ist enorm, denn Autos mit deutschen Spitzengeschwindigkeiten können sehr schnell sehr nahe sein…)

Daher werden gerade nachts die Rasthöfe interessant, die auf beiden Seiten der Autobahn liegen. Einige von ihnen sind direkt per Brücke verbunden (z.B. Frankenwald auf der A9), bei einer größeren Anzahl gibt es in nächster Nähe einen Tunnel (z.B. Herford auf der A2), bei den meisten läßt sich durch eine kleine Wanderung ein oder zwei Kilometer entfernt eine Über- oder Unterführung nutzen (z.B. Gräfenhausen auf der A5).

Kommentar der Woche

Neulich beim Kulla in der Eckkneipe

warum nur müssen immer die hirnlosesten und faulsten, regressivsten spinner sich auslassen über die verwirklichung von vernünftigen gesellschaftlichen konzepten? während sie doch selber meistens schon mit dem managen eines legasthenischen internetblogs ihre schwierigkeiten haben.

Egotripper

classless Kulla erzählt uns, was wir schon immer wissen wollten, in einem ausführlichen sozusagen-faq.

Die überwiegende Mehrzahl dessen, was ich mache und denke, steht nicht in diesem Blog.

[…]

Der flauschige rosa Kapuzenpulli stammt aus einem Einkaufszentrum in Halberstadt.

Die meisten Menschen kenne ich nicht; die meisten Bücher und Texte, die es gibt, habe ich nicht gelesen; die meiste Musik nicht gehört.

[…]

Sehr viel Musik und Literatur finde ich langweilig.

Ich habe große Probleme mit Leuten, die alles ernstnehmen oder glauben, was ich sage und schreibe. Ich mache mich ständig und gern über die meisten Dinge lustig und finde es seltsam, das immer extra dranschreiben zu müssen.

Common Sense (Blathery Rant)

I have talked to people recently who extolled the virtues of disagreeing with academic opinion, regardless of the soundness of yr arguments against the old position. They appeared to be entirely unfazed by the fact that the argument in these books seems to rely entirely on common sense, not on thinking or careful reasoning (for example this book).

Last night it occurred to me that the funny thing about most of these ‘rebellious’ attacks against the academic establishment is that they only work for a reader who is rather roughly or not at all acquainted with the ‘facts’. While it is true that many of these ‘facts’ are created by academia (and I would be the very last person to defend something like ‘objective historical facts’, indeed I think that to posit the existence of knowable objective historical facts means almost always a shoddy methodological framework) and that there is a strong intolerance against alternative theories, the carefully reasoned book that would actually have an impact on the generally accepted theory is rare. The only thing it actually does is stir up the uneducated masses without educating them first. It’s pure demagoguery, and not in a nice way.

This is anti-intellectualism at its worst. It may not look like this sometimes but take a closer look at the premises and you’ll see it. And Common Sense, as the instrument of such arguments, appears to me sometimes to be downright evil. I am not very firm on English etymology, but the German equivalent, “gesunder Menschenverstand”, which, roughly, awkwardly, translates as “healthy human reasoning”, shows how Common Sense works. It attacks things which are outside of a given societal norm, which, of course, reflects strongly the dominant anti-emancipatory ideas of a given society. Small wonder then that, say, in the realm of philosophy, books, nay, pamphlets abound which are bashing Feminism and any strain of postmodern/poststructuralist thought that is not in agreement with the dominant norm. The sick elements of society, if you will, channeling Agamben and Foucault here.

Thus, Common Sense often surfaces in the most evil of contexts. Antisemitic, racist literature is built on a foundation of ‘common sense’. The whole insidious concept of political correctness is built on ‘common sense’ as well, the idea being that, if we were really honest, we would admit that what is perceived as ‘pc speech’ is really only pc mumbo-jumbo. There is, as to modern antisemitism, an aspect of down-to-earth, almost agrarian, simplicity to the whole thing. Small wonder that both concepts can often be found in nationalistic ‘Blut und Boden’-contexts and in anti-cosmopolitanist arguments. It does not, though, usually make an appearance in islamophobic contexts, as the stereotypes directed at that particular minority are others. Debauchery, decadence, yes, but Islam is so strongly identified with a particular ethnic group that the particular nexus described above is never really activated. Islamophobia is, currently, a rather obvious affair, and so widely and fundamentally accepted, that it has had no need to hide behind a rhetorical veil yet.

The strangest aspect of this, though, is that even intellectuals, and those who are very much in favor of emancipatory movements, tend to view ‘common sense’ and the gesture of rebellion as an acceptable ally in the battle against orthodoxy and then proceed to attack nilly-willy those who work within orthodoxy, who urge others to try to read and understand what you are criticizing before you go off on a 200page commonsensical rant (or at least to be open to arguments from orthodox academia). Happened to me once here and several times in person. And no, this is not about left-wing antisemitism (think anticapitalism, think usury). And no, I have no answer to this, really. It baffles me, honestly. Did I mention that they are all really, really smart, some of them way, way smarter than this blog’s dim-witted excuse for an author? They are. You see me throwing my hands up. I have no answer. Do you have one? I’d love to hear it. A book you can direct me to?

Have a great week, btw., folks.

Die vier Seiten der Medaille

Vernünftige Worte von Kulla zum Thema China, Tibet und die Olympiade.

So, wie es bisher aussieht, werde ich mich aus der Angelegenheit aber lieber raushalten, da ich ziemlich Gegenstandpunkt-mäßig keine Veranlassung sehe, mich hier in die Staatenkonkurrenz einzumischen. Weder mag ich mich vor den Karren von Leuten spannen lassen, die den Dalai Lama für zurechnungsfähig halten und China im Sound der französischen Regierung dazu auffordern, “die Gewalt gegen die Bevölkerung einzustellen” – Staatszweck, anyone? Noch halte ich die Selbstverständlichkeit dieses Staatszwecks für eine ausreichende Rechtfertigung jeglicher von den chinesischen Sicherheitsorganen praktizierter Schweinereien.

Dazu kommt, daß ich ehrlich unsicher bin, was genau eigentlich vorgefallen ist. Das spricht, entsprechend gewendet, auch wieder für beide Seiten, aus meiner Sicht eben für keine.

Mein einziger kläglicher Beitrag war das hier. Da sieht man mal wieder.

Dresden 08: Gegen das Rumgeopfere

Ausführliche Berichterstattung und Kommentierung bei classless Kulla:

Der morgendliche Auftakt zu den (im Vorfeld wegen angeblich unhaltbarer bzw. kontraproduktiver Positionierung kritisierten) Gegenaktivitäten zur Opferwoche der Dresdendeutschen fiel wieder stimmungsvoll aus, obwohl die Polizei sich alle Mühe gab, den antideutschen Stimmungsverderbern die Stimmung zu verderben.
[…]
Mit zusammengebissenen Zähnen und unter sichtbarer Niederkämpfung aggressiver Reflexe mußte die Rennleitung dann doch die üblen Parolen und die “Bombenstimmung” aus nächster Nähe mitverfolgen. Wie im Vorjahr dürften etwa 100 Antifas vor Ort gewesen sein. Ob die Nazis und die anderen Teilnehmenden des Friedhofrituals allerdings mehr als nur ihre Begrüßung und Verabschiedung von unserer Veranstaltung mitbekamen, ist schwer zu sagen.
[…]
In der Sächsischen Zeitung war heute zu lesen, daß Sachsen in den kommenden Jahren Nazidemos “an sensiblen Orten und Gedenktagen” verbieten will. Im Falle Dresdens und des 13. Februar soll der Bannkreis allerdings um die Frauenkirche gezogen werden, während der Skandal dieses Jahr ja vor allem darin besteht, daß die Nazis an zwei Tagen direkt an der Synagoge vorbeilaufen. Mal sehen, wie groß das “weiträumige Gebiet” dann definiert wird.

und heute:

1000 Nazis! An einem Mittwoch. […] Es gab keinerlei Begünstigung oder Duldung von Gegenaktivitäten durch die Stadt, wie es anderswo mittlerweile üblich ist und die Antifa bei solchen Aufmärschen teilweise weniger dringend nötig gemacht hat. Diese Stadt hat wirklich Nazis satt, fließend aus der Wand, als Flatrate. Und gerade mit Blick auf das Ordnungsamt und die Stadtverwaltung hat sie daran zu einem erheblichen Teil selber schuld. Daß die Antifa diese Zustände thematisiert und konsequenterweise gegen Nazis und die Stadt textet, kann nur aus sehr großer räumlicher oder inhaltlicher Entfernung für kontraproduktive “Kompromißunfähigkeit” gehalten werden.
[…]
Unterdessen wurde beim Rumgeopfer an der Frauenkirche eine Kerze auf eine Seite des Wiederbaus projiziert. Beim Durchlaufen der beträchtlichen Opfermenge versuchte ich abermals vergeblich klarzubekommen, daß das alles wirklich passiert ist und passiert: sie haben die Frauenkirche wirklich wiederaufgebaut, sie nutzen sie wirklich als Symbol ihrer Geschichtsverdrehung, es stehen wirklich Hunderte von Menschen auf dem Platz davor herum und sind wirklich tief bewegt. Gbt es nicht mittlerweile auch Leute, die damals wirklich Angehörige verloren haben und dieses Schauspiel grotesk und instrumentalisierend finden? […]
[…]
Abschließend will ich noch mal so parolenfrei wie möglich und hoffentlich unmißverständlich darauf hinweisen, daß ich alle Argumente kenne, die mittlerweile gegen Antifa-Aktionen sprechen, daß es in Dresden aber anders aussieht. […] Im Falle Dresdens ist die geschichtsrevisionistische Opfermythologie ein solches Massenphänomen, die Zusammenarbeit von Antifa und “Bürgers” so abwesend, die Duldung und Begünstigung der Nazis so umfassend und auch die Schnittmenge zwischen expliziten Nazipositionen und “normalem” Welt- und Geschichtsbild so groß, daß es keinen Grund für Entwarnung oder Rückzug gibt.

Am Samstag werden voraussichtlich noch erheblich mehr Nazis in die Stadt kommen. Es wird seitens der Polizei und der Stadt wieder für eine möglichst reibungslose Nazidemo mit idealer Innenstadtroute gesorgt werden. (Das Ordnungsamt hat offenbar die jüdische Gemeinde unter Druck gesetzt, wegen der vorbeiziehenden Nazis ihren samstäglichen Abschlußgottesdienst nicht im Freien im Innenhof der Synagoge durchzuführen. Ist alles nur zu ihrer eigenen Sicherheit…)

Was immer an diesem reibungslosen Ablauf gestört, behindert oder gar gestoppt werden kann, würde richtig helfen. Nicht beim Beseitigen der Schandflecke der tollen Stadt, nicht beim Verhindern der Besudelung der schönen historischen Kulisse, nicht beim Retten irgendwelcher Demokratieideale oder eigener revolutionsromantischer Selbstbilder – was nebenbei sicherlich auch alles eine Rolle spielen wird -, sondern vor allem original beim Konfrontieren von Tausenden nationalsozialistischen Schlägern, denen sonst gerade nicht viel im Weg steht.

Mußte mal gesagt werden.

In der Tat.

Die Hesse kumme! oder: Das Märchen vom vernünftigen Wähler

Kaum daß ausnahmweise (wie man an der anhaltenden Beliebtheit von lokalen Kamapgnen gegen Moscheen, etwa wie hier in Köln ja sieht) ein ausländerfeindlicher Wahlkampf nicht zum Sieg führt, jubelt etwa SPON

Die wirtschaftspolitische Auseinandersetzung um den Mindestlohn wollte die CDU in Hessen nicht annehmen – stattdessen setzte man auf die altbewährte Anti-Ausländer-Nummer. Aber die zieht offenbar nicht mehr, und darauf können wir endlich mal richtig stolz sein.

Das ist natürlich Quatsch, und nicht nur aus den von classless Kulla skizzierten Gründen

Um es nur kurz festzuhalten, bevor es im Zuge der Koalitionsverhandlungen wieder untergeht: Kochs Stimmverluste sind nicht unbedingt ein Ausdruck davon, daß die hessischen Wahlberechtigten etwas gegen “hartes Durchgreifen gegen Ausländer” hätten. Sie trauen es Koch vor allem nicht (mehr) zu. […]

Hätte er nicht nur “Bootcamps” verlangt, sondern schon flächendeckend einrichten lassen, müßte er jetzt vielleicht nicht – wie Frank Steffel einst in Berlin – vor der Koalition der Ausländer und Kommunisten zittern.

Das ist zwar richtig festgestellt, wie man auch an der breiten Akzeptanz der Prämissen von Kochs Rhetorik im bürgerlichen Lager sieht, man betrachte nur die Empörung über die “Deutschenbeschimpfung”, aber Kullas Schlußsatz verfehlt die Sache wiederum denkbar deutlich

Kein Grund zur Beruhigung also. In Deutschland lassen sich Wahlen nicht mehr ohne weiteres mit populären Parolen gewinnen – es wird auch nach der entsprechenden Praxis verlangt.

Es ist nämlich meiner Meinung nach keineswegs so, daß zu den Parolen noch eine Praxis gehört. Im vorliegenden Fall war das Wählervolk hin und hergerissen zwischen zwei verschiedenen Populismen. Denn Koch hat nicht nur 12% verloren. Die SPD hat 8% gewonnen und wenn man die 5% Stimmen der Linkspartei mit einrechnet, wird das Bild deutlicher: der Linkspopulismus von Ypsilanti/Linker ist im Moment, ohne Beweis einer entsprechenden Praxis, einfach eine deutliche Alternative. Nationalismus ohne Sozialismus muß sich die Krone in Deutschland immer teilen, und wenn die SPD schon früher wieder auf diesen Kurs eingeschwenkt wäre, wäre das auch schon früher klar gewesen. So brauchte es die Linke und Becks Angst vor der Marginalisierung, um die beiden Gewinnerlemente des deutschen Populismus wieder zusammen die Wähler an (in?) die Urne treiben zu lassen. Schöner Wahlkampf.

Ausgegraben aus der Zeit des ‘Sommermärchens’

In den immer lesenswerten posts in classless kullas “Trampen”-Kategorie stieß ich soeben auf einen etwas älteren Beitrag aus dem Sommer 2006:

Jedenfalls war es schon nachmittag, als ich von einem schon etwas älteren Australier und seinem Teenie-Sohn in ihrem langsamen Wohnwagen zumindest bis zur letzten Mautstelle vor Calais mitgenommen wurde. Sie waren zur WM in Deutschland gewesen und befanden sich nach dem unglücklichen Ausscheiden des australischen Teams gegen Italien auf der Rückreise via England. Allerdings wollten sie erst am nächsten Tag mit der Schnellfähre von Boulogne fahren und bis dahin noch die WM im Fernsehen verfolgen.

Der Vater erzählte, daß er noch als kleiner Junge in England in seiner jüdischen Familie aufgewachsen sei, die jedoch während des ‘Blitz’ nach Australien auswanderte. Erzeigte sich besorgt über das, was er in Deutschland an Nationalismus und Geschichtsverdrehung mitbekommen hatte. Offenbar hatte er die Diskussion nicht gescheut und damit auch das ganze Programm mitbekommen: es müsse ja mal Schluß sein, die Juden würden immer noch das große Geld machen und die Medien kontrollieren, die Deutschen würden sich endlich nichts mehr sagen lassen und durch die WM ja nun auch wieder populär genug sein dafür.

Er schilderte seine Ambivalenz bei der Reiseplanung in Deutschland, da er einerseits eine KZ-Gedenkstätte besuchen wollte, sich andererseits aber vor der Konfrontation fürchtete. Er warf die Frage auf, ob die beständige Erinnerung an den Holocaust nicht wirklich zu heftig sein könnte. Ich sagte, daß ich verstehen könnte, wenn er nicht mehr daran erinnert werden mag, daß das aber offenbar auch auf anderen Wegen geschieht. Die Antisemiten sollten jedoch nicht in dem Glauben gelassen werden, ihre Taten seien vergessen. Nicht umsonst streiten sie genau dafür. Das Gespräch endete vorzeitig, als ich an der peage abgesetzt wurde.

Weltraumkommunismus

Der tolle Herr Kulla, oft verklinkt auf diesen wenig gelesenen Seiten, hat ‘zwischen den Jahren’, um einen besonders abscheulichen Ausdruck zu verwenden, seinen Weltraumkommunismusvortrag, den er gemeinsam mit der tollen Frau Leganovic hält, auf Englisch gehalten. Wobei mir auffiel, daß meine geneigten deutschen Leser in der Mehrzahl noch nicht von mir auf den deutschen Vortrag aufmerksam gemacht wurden. Und es doch schade, verpaßten sie ihn. Hier, bitteschön, ist der link zum deutschen Vortrag, der ein ein bißchen langes intro hat, aber das Warten lohnt sich. Die dem Vortrag vor- und dem Intro nachgeschalteten Bildtafeln bitte lesen, um die kulturellen Parameter zu checken. 😉 Hier ein wundervolles Zitat vom Ende:

Tichy: Sind nicht nur Menschen Trottel. Können nicht nur Menschen aus Erfahrung nichts lernen. Die Bewohner Dychthoniens, die besuchte ich auf meiner 21. Reise, trotz Raumfahrt ertrinken in ihre bekloppte Vernunft. Hilft nur Erkenntnis zur Selbsthilfe. Fremdes Beeinflussung ist Problem. Leary sagt, du musst Plan haben, denn wenn du hast keinen Plan, wirst du Teil von Plan von jemand anderem. Und kann auch kommen ganz anders. Solange Menschen blöd, nix Raumfahrt, wenn Menschen endlich schlau, dann Erde schön und vielleicht auch nix Raumfahrt, denn ist keine Notwendigkeit mehr.
So und so, Menschen müssen machen Kommunismus, denn ohne Kommunismus alle lachen uns aus. Müssen Angelegenheiten von Mensch regeln nach Mensch, nicht nach Wert und auch nicht nach technisch optimiertes Mensch. Kommunismus heißt auch: Menschen weniger schreiend blöd.

Janeway: Lassen Sie mich hinzufügen: Vollendung und Ausweitung der Emanzipation. Bessere Menschen werden nicht nach göttlichem Gebot. Konflikte so friedlich wie möglich lösen. (Was durch das Mitführen von Photonentorpedos erleichtert werden kann.) Menschen die Möglichkeit geben, sich einem unendlichen Raum angemessen zu entfalten.

via classless kulla

Space Communism

The incomparable Mr. Kulla (why does that sound like a cartoon character’s name?) has held his celebrated Space Communism speech with Ms. Leganovic (the speech can be accessed here in German) in English at the Chaos Communication Congress of Germany’s Chaos Computer Club.

Click here and be delighted. It’s shortened, the full version has apparently been lost. Still interesting. Recommended. It does resonate with some problems I have been mulling over, as you may have noticed.

via classless kulla

Zitat des Tages (2)

Niemand muß dich extra zwingen
wenn du selber mitmachst
niemand muß dich gleichschalten
wenn du dich selber gleichsetzt
um auf dem Markt zu konkurrieren
und dich vergleichen zu können
um zu den Siegern und nicht
zu den Verlieren zu gehören

Aus dem Song Der Tausch (Verschwörung aller gegen alle) von Egotronic feat. classless Kulla.

Das ist eine außergewöhnlich gute und genaue Feststellung, daß eben nicht die anderen (die da oben!) Schuld haben und man selbst Opfer oder wenigstens innocent bystander ist. So ist es eben nicht. Aber es hat sich so in alle Diskurse gefressen, daß alles, was man dagegen sagt, wie Worte in den Wind zu sprechen ist. Diese Haltung sorgt dann auch dafür, daß die großen Problemfelder der Gegenwart, wie class, race und gender, davon weitgehend unberührt geblieben sind. Streckenweise wird es klar nur noch bei Leuten wie Butler, Gilroy, Müller und Roediger. Für den, der es lesen kann. Kann das überwunden werden? Und was danach?
“Plonger […] [a]u fond de l’inconnu, pour trouver du nouveau!”